wissenschaft@phw 05/2024

Theresa Reisch behandelt in ihrer Masterarbeit im Fach Ethik eine Fragestellung der politischen Philosophie: Der Staat, die Gesellschaft, sie sollen uns erstens Freiheit garantieren, sie sollen den Rahmen schützen, innerhalb dessen wir uns frei entfalten und über uns selbst bestimmen können – wir wollen dabei möglichst keine inhaltlichen Vorgaben seitens des Staats, wie wir zu leben haben. Zweitens sollen uns der Staat und die Gesellschaft Sicherheit bieten: Sicherheit vor äußerer und innerer Gewalt, Sicherheit auch vor unseren Mitmenschen, Sicherheit bei der freien Selbstbestimmung. Und die dritte Forderung lautet: Wir möchten in einem starken und wertorientierten Kollektiv leben, möchten Gemeinschaft spüren. Die Gesellschaft soll nicht völlig abstrakt bleiben, nicht nur formal sein, sondern uns auch so etwas wie Identität anbieten, positive Werte und Ziele.

Es ist die implizite These der Verfasserin, dass die gegenwärtige Krise unserer Demokratie zumindest auch damit zu tun hat, dass diese drei ebenso berechtigten wie widersprüchlichen Forderungen heute nur schwer erfüllt werden können. Um hier in die Tiefe zu gehen, um mehr zu verstehen und besser differenzieren zu können, untersucht Reisch zunächst philosophisch die Grundlagen der Konzepte der Freiheit (Isiah Berlin, Charles Taylor, John Rawls), der Sicherheit (die Vertragstheorien Thomas Hobbes‘ und Jean-Jacques Rousseaus) und der Gesellschaft bzw. Gemeinschaft (Ferdinand Tönnies). Danach widmet sich Reisch den Konsequenzen der philosophischen Differenzierungen für unsere plurale demokratische Gesellschaft, insbesondere hinsichtlich des Wertepluralismus. Schließlich skizziert sie Anforderungen für die schulische Demokratiebildung und nennt hier Vorbilder aus der Vereinsarbeit (Anerkennung, Austausch, Reflexion und Empowerment).